Morgens nicht recht, mittags nicht frei – was macht den Lehrberuf so attraktiv?

Black-and-white pencil drawing showing a diverse group of older students and teachers in a school setting, created with DALL-E.

Mein Beitrag zur Blogparade – ich glaube, mein bislang erster, weil ich mich oft schwertue mit Themenvorgaben, aber es passt gerade, weil ich in den letzten Monaten viel darüber nachgedacht habe, ob ich mir in Zukunft „noch mehr Schule“ zu-muten möchte – und am Ende ein Ja zum System stand – mit all seinen Herausforderungen.

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07.10.2023

Heute früh haben Terroristen der Hamas den Süden Israels angegriffen. In der Stadt Sderot liegen Menschen erschossen auf dem Boden. Autos brennen. Das Bild einer getöteten jungen Frau, die von jungen Palästinensern bespuckt wird, wird viral. Im Angesicht des Krieges ist die Würde seiner Opfer zweitrangig.

Ich möchte korrigieren und sitze darum am Schreibtisch. Unterbreche mich aber immer wieder, um die Nachrichten zu lesen, bin emotional angefasst. Mit Israel verbindet mich ein sehr prägender Aufenthalt im Herbst 2017, organisiert von der Bezirksregierung Münster für Lehrkräfte in NRW. In meiner Naivität meinte ich, gut vorbereitet nach Israel zu reisen, hatte ich doch viel über die historische Dimension des Konflikts, die Doppelbeanspruchung der religiösen Stätten, die aktuelle politische Situation u.ä. gelesen. Nach zwei Wochen Israel war mir klar, wie wenig ich wusste. Und ich bin meinem Dienstherrn sehr, sehr dankbar für diese Fortbildung.

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Vielleicht sollten wir mehr darüber reden?!

In den letzten Wochen haben verschiedene Werbekampagnen versucht, den Lehrer:innenberuf attraktiver zu machen. Völlig zu recht ärgerten sich Kolleg:innen insbesondere in Baden-Württemberg darüber, offenbar in einem Beruf zu arbeiten, für den mit Schriftzeilen wie „keinen Bock auf deinen Job?“ geworben wurde. Auch wenn das Ministerium zurückruderte und erklärte, damit seien Menschen gemeint, die „keinen Bock“ auf ihre aktuelle Arbeit hätten, blieb ein seltsamer Nachgeschmack. Auch in Bayern verunglückten Kampagnen grandios: „Mit Sicherheit und Freiheit flexen“ – hingewiesen wird auf freie Nachmittage und die zunehmend an Bedeutung verlierende Sicherheit des Beamtentums. Willkommen im Jahr 1950 bei Oberstudienrat Dr. Müller, Latein und Deutsch. Morgens recht und nachmittags frei.

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Lesen? Lesen!

Gestern twitterte ich darüber, dass es mich erstaunt und ich es für einen denkwürdigen Aspekt beruflicher Sozialisation halte, wenn das wichtigste Kriterium für eine Lektüre darin besteht, ob dazu Lehrerbegleithefte zur Verfügung stehen. Die Reaktionen auf diesen Tweet haben mich dazu bewogen, ihn zu löschen – ich möchte zur Versachlichung der Debatte beitragen (Nutzer:innen, die mich beleidigen, bleiben dennoch weiterhin geblockt).

Was ich mit diesem Tweet nicht sagte:

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Das Drama-Dreieck viraler Bildungsdiskussionen

Der Transaktionsanalyse verdanken wir das schlichte Modell des Drama-Dreiecks, mit dem gut beschreibbar ist, wie Interaktionsmuster verlaufen und wie auch aus gut gemeinten Anlässen, Gedanken und Worten Streit entstehen kann. Grundlegend sind dabei drei Rollen: Retter, Verfolger und Opfer (m/w/d), wobei diese Rollen dynamisch sind – es ist also niemand ständig Opfer, Retter oder Verfolger, sondern verhält sich lediglich in bestimmten (triggernden) Situationen so.

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„Schooling disrupted – schooling rethought“[1] – ist die Pandemie ein Momentum für die lernende Organisation Schule? 

Disclaimer: Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer Reflexion organisationstheoretischer Rahmenbedingungen von Schule in der Krise im Mai 2021. Ich veröffentliche ihn als Antwort auf den heute bei Heise Online veröffentlichen Kommentar, der verneint, dass mit Blick auf die Digitalisierung an Schulen überhaupt passiert sei. Kurze Antwort: Von außen betrachtet könnte man dieses Urteil so formulieren, von innen betrachtet sehen die Dinge anders aus.

Der Beitrag soll eine Einladung dazu sein, einen etwas differenzierteren Blick auf das System Schule und die Grenzen schneller Veränderungsprozesse zu werfen, um das Denken in Dichotomien zu entschärfen und den Fokus auf Möglichkeitsräume innerhalb des Systems Schule zu legen.

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Sind Lehrer:innen empfindlicher als andere Berufsgruppen?

Weil eine Antwort in Tweets eskalieren könnte, versuche ich es auf diesem Wege – dabei muss ich einschränkend erwähnen, dass ich keine „typische“ Lehrer:innenkarriere hinter mir habe, die vom Klassenzimmer über Universität und Referendariat ins Klassenzimmer führt, sondern 12 Jahre mit drei Kindern zwischen Uni und IT verbracht habe, bevor meine „Anschlussverwertung“ (das schlimmste Wort, das ich in meiner Beamtenlaufbahn lernen musste) im Schuldienst startete. Das ist einerseits hilfreich, weil ich Arbeitsbedingungen und Entfaltungspotentiale in anderen Berufsfeldern kenne, andererseits hat dieser Weg eine Primärsozialisation im Lehrerberuf vermutlich nachhaltig verhindert. Darum – eine Perspektive, ein Antwort-Angebot – mehr nicht.

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Bilanz ziehen

Es ist still in meinem Blog. Das liegt zum einen daran, dass in den vergangenen Monaten die Zeit, vielleicht mehr noch die Energie fehlte, den schulischen Alltag Revue passieren zu lassen. Zu sehr verwickelt war ich – in Unterricht, Fortbildungen, Distanzlernkonzepte, Schulleitungsdinge, und vielleicht auch in mich selbst. Trotzdem möchte ich den Versuch unternehmen, eine Standortbestimmung vorzunehmen, damit nicht ein Pandemieschuljahr wie das andere ausschaut.

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